Permafrost ¶
«Unsere» Permafrostapplikation ist die erste, schweizweit verfügbare Karte bei maps.wsl.ch. Die Permafrost- und Bodeneiskarte wurde von Robert Kenner, Marcia Phillips und weiteren Forschenden entwickelt und ist ein Produkt der SLF Forschungsgruppe Permafrost, welches wir bei maps.wsl.ch kartographisch umgesetzt haben.
Permafrost ist Untergrundmaterial, wie Boden, Schutt oder Fels, dessen Temperaturen während mindestens zwei aufeinanderfolgenden Jahren unter 0°C liegen. Der eigentliche «Permafrostkörper» liegt unter einer bis zu mehreren Metern mächtigen Auftauschicht, welche je nach Jahreszeit positive oder negative Temperaturen aufweist. Permafrost ist ein thermisches Phänomen welches eisreich, eisarm oder gar eisfrei sein kann. Zu eisreichem Permafrost gehört permanent gefrorenes Lockermaterial, dessen Eisvolumen jenes des Porenraums übersteigt. Blockgletscher oder eisreiche Schutthalten sind «klassische» Erscheinungsbilder in den Hochgebirgen. Eisarmen Permafrost findet man dagegen in Felswänden oder trockenen Lockermaterial.
Permafrost ist nicht nur am Nord- oder Südpol zu Hause, sondern auch am dritten Pol – den Hochgebirgen. In der Schweiz unterliegen knapp 3.5% der Landesfläche Permafrost. Permafrost ist daher ein relativ weit verbreitetes Phänomen und spätestens seit dem Hitzesommer 2003 auch auf den Titelseiten von grösseren Zeitungen zu finden: Erwärmt sich Permafrost, drohen Naturgefahren wie Steinschlag, Felsstürze oder Murgänge mit etwaiger kaskadierender Prozesskette. Permafrost beeinflusst aber auch die geotechnischen Eigenschaften des Untergrundes und spielt daher eine grosse Rolle beim Bau oder beim Unterhalt von Infrastruktur. Zudem beeinflusst er die weiteren Umweltprozesse und enthält Klimainformationen vergangener Jahrhunderte.
Permafrost ist über die Temperatur definiert und daher das unsichtbare Phänomen der Kryosphäre – also der verborgene, schlummernde «Geist» in der Welt des Schnees, der Gletscher, des Eises. Das macht Permafrost auf der einen Seite sehr schwer mess- und greifbar, auf der anderen Seite ist es unerlässlich seine Verbreitung und Eigenschaften zu kennen, um Gefahren frühzeitig erkennen zu können.
Die Permafrost- und Bodeneiskarte des SLF (PGIM) schafft Abhilfe und evaluiert die lokale und regionale Permafrostverbreitung. Permafrostmodelle gibt es seit den 1990er Jahren. Erstmals wurde aber eine Kartierungsmethode gewählt, welche eisarmen (Zone 1; blaue bis gelbe Flächen) und eisreichen Permafrost (Zone 2; rosarote Flächen) unterscheidet.
Eng verbunden mit Permafrost in der Schweiz ist das seit über 20 Jahren existierende Schweizer Permafrost Beobachtungsnetzwerk - PERMOS. Dieses hat in der ganzen Schweiz Standorte, mit drei Arten von Beobachtungen: (i) Bodentemperaturen, (ii) geophysikalische Messungen und (iii) geodätische Messungen und Photogrammetrie. «Unsere» Permafrostapplikation enthält neben der PGIM einen Überblick zu den einzelnen PERMOS Standorten.
Wie weiter mit «unserer» Permafrostapplikation?
Um der Frage, welchen Einfluss der Permafrost auf Felsstürze im Hochgebirge in Zeiten des Klimawandels hat auf den Grund zu gehen, hat das Team um Marcia Phillips eine Felssturzdatenbank etabliert. Wir integrieren diese zeitnah in «unsere» Permafrostapplikation. Um die Datenbank weiter auszubauen sammelt das SLF für Forschungszwecke Angaben zu Felsstürzen. Falls Sie einen Felssturz im Hochgebirge beobachten, bitten wir um ihre Rückmeldung über diesen online Fragebogen.
Achtung! Bei der Permafrost- und Bodeneiskarte des SLF handelt es sich um eine Hinweiskarte. Für lokale Beurteilungen der Permafrostverteilung müssen zusätzlich detaillierte Abklärungen im Gelände durchgeführt werden. Unsere Karten haben keine Rechtsverbindlichkeit!